Ist fertig lustig?
Was ist denn da los? Eigentlich spielt sich das Leben der Zweibeiner auch heute so ab, wie ich es nun schon seit einiger Zeit gewohnt bin. Artig wie immer stehen sie in einem Abstand von zwei Metern hintereinander und voneinander entfernt. Seit einigen Tagen aber vermehrt vor und in Häusern, an denen auf Schildern steht, dass es hier eine Arztpraxis gibt. Im Minutentakt gehen dann die Türen auf, und weiss gekittelte Frauen mit einem Gesichtsschutz sagen: «Der nächste bitte.» Was dieser gerne tut, um kaum fünf Minuten später wieder herauszukommen. Husch, husch, geht es dann die Treppe runter und raus, wo sie sich dann mit wildfremden Menschen in den Armen liegen. «Endlich ist dieses Drama vorbei», sagen sie dabei.
Und kein Schwein schaut mich an. Da mag ich noch so treuherzig gucken, mit dem Schwanz wedeln, und mich gar auf die Hintern stellen. So ändern die Zeiten. Erst waren die Leute noch so froh, dass es solche gibt wie mich. Solche, die man bedenkenlos knuddeln kann.
Muss ich mir Sorgen machen? Nur, weil sie jetzt anscheinend dieses lange ersehnte Wundermittel gefunden haben, welches nun im Akkord klein und gross mit einer spitzen Nadel in den Oberarm gespritzt wird? Also, wenn ich da an meine Tollwutimpfungen denke …
So richtig begriffen habe ich das sowieso nie. Von einem Tag auf den anderen fingen die Leute an, seltsam zu tun. Sie verliessen noch kaum ihre Häuser und Wohnungen. Und wenn, dann nur mit einem guten Grund. Zum Beispiel eine oder einen wie mich. Immerhin, schliesslich müssen wir hin und wieder, unbesehen davon, was da Gefährliches rumschwirren soll.
Wobei, ich weiss bis heute nicht, was das ist, oder gewesen sein soll. Ob vor oder nach diesem ominösen Lockdown. Ich kann und konnte schnüffeln was, wie und wo ich will oder wollte – nichts – nothing – nada … und ich weiss, wovon ich rede. Keine Hausecke, keine Strassenlaterne, kein Baumstamm, selbst Grashalme sind nicht sicher vor mir. So ein Corona-Käfer ist mir jedoch bis dato nicht untergekommen. Aber die Luft ist besser geworden. Es gibt kaum noch Autos, welche mir ihre stinkenden Abgase ins Gesicht pusten.
(c) Hans Peter Flückiger