In Gottes Namen
Entschlossen fasst Ruedi in der Manteltasche den Griff der Pistole. Die Hand zittert. Für einen Sekundenbruchteil wird er sich überwinden müssen, aber es wird schon klappen. Unzählige Male hat er während den vergangenen Tagen und Nächten im Geist das Ganze durchgespielt.
Er bleibt auf der Innenseite des Tores stehen und blickt zur Uhr empor. Es ist schon bald Viertel vor. Das Geläuf auf der Gurzelngasse ist riesig. Einkaufswillige soweit das Auge reicht. Mit Paketen beladene Väter, auf ihre quengelnden Kinder einredende Mütter, und ein kläffender Hund, dem das als Werbegag durch die Gasse trampelnde Trampeltier in keiner Weise zu gefallen scheint.
Am Marktplatz drängt er sich durch die Menschenmenge. Am Ende der Gasse steht leicht erhöht die Kathedrale. Letztes Hindernis, diese zu erreichen ist, das Gedränge vor den Salutisten der Heilsarmee zu durchdringen, welche mit Posaunen und Trompeten ihr Ehre sei Gott in der Höhe durch die Hauptgasse schmettern.
Am Fuss der Treppe bleibt er kurz stehen. Er atmet zwei, drei Mal durch, streicht über den Mantel, und fasst in dessen rechter Tasche erneut nach der Pistole. Er steigt die Treppe hoch, lehnt sich gegen das Kirchenportal, drückt es auf und betritt das Gotteshaus.
(...)